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Reisen Südkorea

Back to Seoul

Mit ein wenig Entdeckergeist haben wir doch tatsächlich die lokale PB-Filiale ausfindig machen können. Endlich wieder einen ordentlichen Cappuccino, nachdem der gestrige Tag völlig koffeinfrei verlaufen ist. So langsam bin ich definitiv sicher, von dem Zeugs abhängig zu sein. Woher sonst sollten die Kopfschmerzen gestern Abend gekommen sein, als vom Entzug? OK, es mögen auch die Kontaktlinsen gewesen sein…

Jedenfalls sind wir wie geplant auf Gongsanseong, der Festung von Gongju, herumgeklettert. Die Festung ist von einem 2,6 km langen Wall umgeben, der früher nur aus Erde bestand und im 17. Jahrhundert durch eine Steinfront ergänzt wurde. Ansonsten ist auch hier von der alten Baekje-Festung nicht mehr viel zu sehen, die Gebäude sind fast alle nachgebaut. Trotzdem war es schön, dort im Wald herumzulaufen, auf einer Bank in der Sonne zu sitzen und sich über die koreanische Lust auf Hochhauswohnen zu wundern. Etwas störend war nur (wieder einmal) die Musikbeschallung, diesmal koreanisch verfremdete ABBA-Songs – dies aber wohl einer Veranstaltung geschuldet, aufgrund derer auch als königliche Soldaten verkleidete 13jährige durch die Gegend stapften.

Im lokalen Samsung-Store (Waschmaschinen, Reiskocher, Computer, Versicherungen, Wohnungen, …) hat Heinz sich noch einen neuen USB-Hub gekauft, im PB gab’s einen Cappu for take out, und schon waren wir auf dem Weg nach Magoksa, einer Tempelanlage 25 km nordöstlich von Gongju. Laut Lonely Planet besticht der Tempel durch seine Ruhe und Abgeschiedenheit, aber das muss vor ein paar Jahre gewesen sein. Heute waren wir bei weitem nicht die einzigen Besucher, so dass es mit der Ruhe nicht weit her war. Der Tempel selbst liegt (wieder einmal) schön gelegen mitten im Wald, an einem Fluss voller Koi-Karpfen. Man kann dort auch übernachten, was aber heißt, dass man zum Frühgebet um 03:30 Uhr geladen ist, was man natürlich nicht ablehnen darf. Nichts für uns.

Wir sind also weiter nach Seoul gefahren. Für die letzten 20 km haben wir ungefähr so lange gebraucht wie für die 110 km davor. Unglaublich, dieser Verkehr in Seoul, und das auf einem Samstag Nachmittag – was wollen die da alle in der Stadt?! Letztendlich haben wir es aber doch zum Grand Ambassador geschafft – hoch lebe wieder einmal der Erfinder des Navigationsgerätes. Allerdings hat uns die verkehrsbedingte Missachtung einer Abbiegeanweisung unseres Navi vermutlich mindestens eine halbe Stunde Zeit gespart, weil wir um den Stau herumgefahren sind. Die Dinger sind halt auch nicht perfekt. :)

Nach einer Pizza bzw. Pasta beim Italiener (Heinz mag kein koreanisches Essen mehr, ich dachte, das passiert eher mir als ihm… ;) ) unten am Berg genießen wir nun unseren Executive Room im 18. Stock (über uns nur noch Bankett-Säle) und hoffen, mal wieder eine Nacht ohne defekte Lichtautomatik und Stechmücken-Armeen verbringen zu können. Mit zunehmenden Alter wird man ja doch empfindlich, muss ich feststellen.

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Baekje-Hauptstädte

Nach einem langweiligen Frühstück im Strand-Hotel hat Heinz sich ins Büro verzogen, während ich mit Jeonju angeschaut habe. Pungnammun, das Südtor der alten Stadtmauer; Gyeonggijeon, der alte Königspalast; Hanok Village. Letzteres schaut man sich am besten von oben an, da die meisten Häuser hinter Mauern versteckt sind. Kann man ja verstehen, dass die Bewohner sich nicht von allen ‚reingucken lassen wollen, aber als Tourist findet man das natürlich nicht so gut.

Gegen Mittag sind wir dann nach Buyeo aufgebrochen, die letze Hauptstadt des Baekje-Königreiches. Dort gibt es nicht viel zu sehen, selbst die Attraktion „Festung“ auf dem Busosan ist mehr etwas für Leute mit Phantasie. Es war aber ganz nett, oben auf dem Hügel ein wenig auf einer Bank in der Sönne zu dösen. Der Empfehlung unseres Lonely Planets folgend sind wir auf der anderen Seite nach unten gegangen, vorbei am Nakhwa-am („Stein der fallenden Blumen“). Hier haben sich der Sage zufolge nach der letzten verlorenen Schlacht 3.000 Edelfrauen heruntergestürzt, um der Schmach der Gefangennahme zu entgehen. Vom kleinen Tempel Goransa aus haben wir anschließend eine kurze Schifffahrt zu alten koreanischen Klängen mit Live-Gesang genossen, und sind durch die Hintertür wieder zum Parkplatz gekommen.

Weiter ging es nach Gongju , der vorletzten Hauptstadt des Baekje-Königreiches. Hier hat uns die Suche nach einer Unterkunft doch sehr gefordert, wir sind letztendlich wieder in einem der ungefähr 25 (Love) Motels gelandet. Auch mit Essen war es wieder nicht ganz einfach, aber Heinz hat es geschafft, uns eine Sushi-Selektion zu bestellen. Anschließend sind wir noch ein wenig am Fluss entlang gegangen, dessen Ufer das freizeitsportliche Zentrum Gongjus zu sein scheint. Jede Menge Walker, Jogger, Fahrradfahrer und sonstige Sportler.

Morgen werden wir uns dann die hiesige Festung bei Tageslicht ansehen, und dann geht es auch schon zurück nach Seoul

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Gwangju – Maisan – Jeonju

Gegen Mittag haben wir uns vom Hotel-Palast in Gwangju verabschiedet und sind zum Maisan Provincial Park gefahren. Maisan bedeutet „Pferdeohrenberg“, und die Bilder zeigen, woher der Name kommt. Die beiden Spitzen sind um die 680 m hoch, und normalerweise kann man eine davon besteigen. Von oben soll man einen herrlichen Ausblick haben – was wir nicht überprüfen konnten, da der Aufstieg wegen Reparaturarbeiten geschlossen war.

Demzufolge also heute keine größere Klettertour, wobei die zahlreichen Treppen hoch zum Durchgang zwischen den beiden Bergen schon nicht ohne waren. Auf der anderen Seite wieder herunter, kamen wir zu einer kleinen Tempelanlage namens Unsusa, in der es neben den üblichen Buddha-Schreinen einen jahrhundertealten Birnbaum gibt und – als besondere Attraktion – eine große Trommel, die jeder schlagen darf, nicht nur die Mönche.

Das war aber nicht das Ziel, es ging noch ein paar hundert Meter weiter nach Tapsa (tap = Pagode, sa = Tempel). Hier hat ein buddhistischer Mystiker namens Yi Kapmyong einen großen Teil seiner 97 Lebensjahre (1860 – 1957) damit verbracht, 80 bis zu 15 m hohe Steintürme aufzuschichten, die religiöse Ideen des Universums verkörpern. Interessant dabei ist, dass die Türme ohne Zement oder sonstigen Kleber aufgeschichtet wurden, und trotzdem seit langem unerschütterlich stehen. Die Anlage ist ein belebter Mix aus Gebetsstätte und Touristenattraktion; wir waren mal wieder die einzigen „Westler“.

Zurück am Parkplatz, konnten wir unser Navi nicht davon überzeugen, uns zu den von Daeseon empfohlenen Hotels in Jeonju zu führen. So haben wir dann kurz entschlossen das laut Lonely Planet beste Haus am Platze gewählt. Wenn das stimmt, möchte ich die anderen Hotel lieber nicht sehen, aber ich fürchte fast, da liegt eine Verwechslung vor… Auch dieses Hotel hat wieder einen Namen, der sich nicht von selbst erklärt: Es heißt Jeonju Core Riviera Hotel, aber der nächste Strand ist geschätzte 50 km entfernt.

Immerhin hat unser Zimmer einen Panorama-Blick über das Hanok Village, das historische Zentrum mit original Hanoks, traditionellen hölzernen Häusern der Adelsschicht. Die Häuser sind, nach dem was wir im Dunklen sehen konnten, alle sehr gut instand gehalten, und es sind viele interessant aussehende Coffee-Shops und Restaurants dort eingezogen. Wir haben dort in einem netten Restaurant gegessen, was aber nur dank telefonischer Übersetzungshilfe von Daeseon geklappt hat. Wer weiß, was wir sonst bekommen hätten… Ich finde es schon erstaunlich, dass trotz der langen Kontakte mit der US-Armee und der internationalen Ausrichtung des Landes sehr wenig Leute Englisch sprechen. Klar könnten wir auch mal eben Koreanisch lernen, aber irgendwie… An einem Coffee Shop dann aber die Überraschung, eine super Englisch sprechende Bedienung erfüllt meinen Wunsch nach einem Espresso, und ein junger Mann spricht uns noch an, ob wir Hilfe brauchen. Geht doch. :)

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Zurück auf dem Festland

Der aufmerksame Leser hat es natürlich bemerkt: Der vorige Eintrag wurde um 06:12 Uhr koreanischer Zeit erstellt. Das liegt nicht daran, dass ich an Schlaflosigkeit leiden würde, sondern dass wir heute um 06:00 Uhr aufgestanden sind, da wir zur Fähre zurück zum Festland mussten. Und da Heinz gestern Abend die Internetleitung blockiert hat, musste ich „es“ eben heute morgen tun.

Die Fähre fuhr bereits um 08:20 Uhr, und nicht 20 Minuten später, wie wir eigentlich dachten. Das hat Daeseon aber nicht davon abgehalten, um 08:18 Uhr noch seelenruhig zollfreie Zigaretten zu kaufen und an Bord zu schlendern, während quasi unter ihren Füßen die Gangway weggefahren wurde. Sie hatte es irgendwie nicht mitbekommen, und sich auch nicht weiter über unsere Hektik gewundert.

Naja, wir sind alle in Wando angekommen, wo wir erst einmal unsere PB-Bonuskarte auffüllten. Inzwischen bekämen wir schon ein Tiramisu, aber wir sammeln weiter… Solchermaßen gestärkt sind wir zum Unjusajiirwon (Unjusa Tempelgelände) gefahren. Unjusa ist berühmt als der einzige südkoreanische Tempel mit eintausend steinerne Buddhastatuen und Pagoden; das war in der frühen Joseon-Zeit, heute gibt es nur noch 94 Buddhas und 21 Pagoden, aber das ist auch schon ziemlich beeindruckend – die sind in allen möglichen Größen und Ausführungen über’s ganze Gelände verstreut. Zwei spezielle Buddhas sind ein in den Fels gehauener, sowie ein liegendes Pärchen. Insgesamt ein sehr schönes Gelände, in dem jedoch letztes Jahr im April ein heftiges Feuer gewütet hat. Die Tempelanlage kam aber wohl relativ ungeschoren davon, inzwischen wurde eine umfangreiche Aufforstungsaktion gestartet.

Weiter ging es nach Gwangju , wo wir im Palace Hotel mitten im Trubel abgestiegen sind – die Zimmer sind jedoch erstaunlich ruhig, genau wie es der Lonely Planet angekündigt hat. Wie das Hotel zu seinem Namen kam, wissen wir jedoch noch nicht, am Äußeren kann es nicht liegen. Nach kurzem Zimmerbuchen sind wir gleich weitergefahren zum Bahnhof, von wo aus Daeseon nach Seoul gefahren ist. Wir sind nun also die nächsten Tage wieder ganz auf uns und das Navi gestellt (diesmal nicht vorprogrammiert), aber wir glauben fest an uns und werden es schaffen!

Zurück im Hotel wurde unser Auto auf der Hebebühne über einem anderen Auto schlafen geschickt, Heinz und ich haben uns ein wenig vom frühen Aufstehen erholt. Heinz ist dann ins Büro gegangen, während ich mir „Burn after Reading“ angeguckt habe. So eine Zeitverschwendung, oder ich habe den Sinn nicht mitbekommen… So gegen 22:00 Uhr sind wir dann noch mal raus ins Leben, zwischen all‘ die ziemlich angeschickerten KoreanerInnen, die auf ihren After-Works-Parties waren und nun versuchten, einigermaßen anständig aussehend nach Hause zu kommen. Essen gab’s auf dem Zimmer vom Pizzamann gegenüber, mit einem mehr (oder weniger) edlen französischen Rotwein. Beim Hochfahren hat der Lift unter den Bässen des Night Clubs im Level -2 gezittert, aber im Zimmer ist es wie gesagt ruhig. Wir werden also hoffentlich eine entspannte Nacht haben, um uns morgen voller Elan allein auf den Weg zu machen.

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Kuschelkrater

Heute haben wir uns einen geruhsamen Tag gegönnt. Da Heinz um 15 Uhr im Büro sein wollte, konnten wir auch gar nicht viel machen… So sind wir denn ganz in den Osten von Jejudo gefahren, zum Seongsan Ilchulbong. Dies ist ein Krater direkt an Meer, allerdings ohne See, da das Gestein zu porös ist. Zusammen mit zahlreichen Koreanern sind wir auf den 182 m hohen Kraterrand gestiegen, ununterbrochen begleitet von Kuschelrock-Musik aus Lautsprechern am Wegesrand. Jejudo ist (auch) bekannt als Honeymoon Island, und die Honeymooner finden das offensichtlich ganz toll, mit solcher Musik berieselt zu werden. Oder es wird von ihnen erwartet, das ganz toll zu finden. Uns hat es schwer genervt, selbst oben auf dem Kraterrand waren Celine Dion & Co. präsenter als die Naturgeräusche.

Richtig populär ist die Besteigung des Seongsan Ilchulbong vor Sonnenaufgang, so dass man selbigen vom Kraterrand aus erlebt. Ein sicher beeindruckendes Erlebnis, das wohl viele Koreaner als sehr erstrebenswert ansehen, uns hat der Tagestrip aber dann doch gereicht. Ob Celine auch morgens schon vor sich hinwimmert?

Mit nur fünf Minuten Verspätung waren wir dann wieder im Hotel, Heinz ist ins Büro, ich habe ein Nickerchen gemacht (zum Testen des Joggingpfades war ich nicht in Stimmung), unsere Reiseleiterin Daeseon hat die nächsten Tage geplant. Abendessen gab es wieder beim Chinesen von vorgestern, der Einfachheit halber auch das gleiche wie vorgestern.

Anschließend haben wir uns mit Kyunghwa und Nikos getroffen, Freunden aus Hamburg, die auch gerade auf Jejudo weilen. Die Suche nach einer netten Bar in Seogwipo gestaltete sich nicht ganz so einfach. Als wir eine passend scheinende gefunden hatten, sind wir recht schnell wieder rausgelaufen, als eine Kakerlake von der Wand in den Plastikblumenstrauß auf dem Tisch fiel. Ohne weitere Experimente sind wir dann in unsere Hotelbar gefahren…