Nach einer Nacht voller Dschungelgeräusche und heftigem Regen, die wir erstaunlich gemütlich in unserem Baumhaus verbrachten, kamen um 6 Uhr unsere Guides, um das gestern Nachmittag verpasste Programm nachzuholen: Auf einen 35m hohen Baum kraxeln und per Zipline zurück auf den Boden. Hoch auf den Baum ging es per Seil und Körperkraft; oben angekommen bot sich ein toller Blick über den morgendlichen Dschungel. Heinz hat sich der zweiteiligen Zipline anvertraut, mir war das nicht geheuer, so dass ich per Seil zurück auf den Boden bin.
Anschließend gab es (endlich) Frühstück, und gegen 9:30 Uhr kam unser Taxi zum Hafen von Leticia. Die Fahrt war abenteuerlich, denn der Fahrer war offenbar vom Vorabend noch beschwingt, und befand Verkehrsregeln maximal als Vorschlag – und das alles mit nur einem Auge. Nun ja, wir sind angekommen, und wechselten auf ein kleines Speedboat, das uns ein Stück den Amazonas hoch zum Anleger der Reserva Marasha brachte, auf der peruanischen Seite gelegen. Ein knapp 3 km langer Weg durch den Dschungel führte uns zu den Unterkünften, vorbei an diversen Vögeln, Affen, Schildkröten, Spinnen, Käfern und natürlich vielfältigster Pflanzenwelt.
Nach einem leckeren Lunch wurden auch die Piracurú („Rote Fische“) gefüttert, uralte Fische, die wir bereits im Aquarium in Kopenhagen bewundert hatten – hier waren sie auch in einem Becken, aber irgendwie mehr in der Natur, und definitiv näher an ihrem Lebensraum. Schließlich bekam auch der Kaiman, der sich am Haus herumtrieb, noch seinen Teil ab. Und dann durften wir unsere Hütte beziehen und uns eine geschlagene Dreiviertelstunde ausruhen.
Gegen 15:30 Uhr ging es per Kanu auf den See, wo es wieder verschiedene Tiere und Pflanzen zu bewundern gab. Highlights waren ein Faultier weit oben in den Bäumen (wir fragen uns immer noch, wie die Guides das überhaupt gesehen haben), sowie der unglaubliche Gestank eines verwesenden Kaimans. Die Geier drum herum hatten Festmahl.
Nachdem wir zurückkamen, wurde Heinz zum Angeln abkommandiert, ich legte mich in eine der vielen Hängematten zum Relaxen. Leider startete kurz darauf der Generator für die täglichen vier Stunden Strom, so dass es mit der Ruhe vorbei war.
Nach einem kleinen Bier gab es um 19 Uhr Abendessen, bei dem wir uns länger mit Andrew, einem älteren Kanadier, und seiner kolumbianischen Dolmetscherin unterhielten, die wir morgens schon in Tanimboca getroffen hatten, und mit denen wir auch auf dem Speedboat zusammen nach Reserva Marasha gefahren waren. Dann mussten wir aber auch schon wieder los, denn es stand noch eine Nachtrundfahrt auf dem See an, mit der Hoffnung, einen weiteren Kaiman zu sehen – bzw. seine in der Dunkelheit reflektierenden Augen. Das hat nicht geklappt, aber es war auch so eine schöne Tour unter klarem Sternenhimmel, begleitet von Froschgequake (klingt wie „corre corre“, spanisch für „lauf lauf“) und Fledermäusen.
Nachdem wir zurück waren, gönnten wir uns noch einen Wein – und die Zeit, all das hier aufzuschreiben, damit man bei so einem vollen Tag nichts vergisst…