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Reisen Südkorea

Zurück auf dem Festland

Der aufmerksame Leser hat es natürlich bemerkt: Der vorige Eintrag wurde um 06:12 Uhr koreanischer Zeit erstellt. Das liegt nicht daran, dass ich an Schlaflosigkeit leiden würde, sondern dass wir heute um 06:00 Uhr aufgestanden sind, da wir zur Fähre zurück zum Festland mussten. Und da Heinz gestern Abend die Internetleitung blockiert hat, musste ich „es“ eben heute morgen tun.

Die Fähre fuhr bereits um 08:20 Uhr, und nicht 20 Minuten später, wie wir eigentlich dachten. Das hat Daeseon aber nicht davon abgehalten, um 08:18 Uhr noch seelenruhig zollfreie Zigaretten zu kaufen und an Bord zu schlendern, während quasi unter ihren Füßen die Gangway weggefahren wurde. Sie hatte es irgendwie nicht mitbekommen, und sich auch nicht weiter über unsere Hektik gewundert.

Naja, wir sind alle in Wando angekommen, wo wir erst einmal unsere PB-Bonuskarte auffüllten. Inzwischen bekämen wir schon ein Tiramisu, aber wir sammeln weiter… Solchermaßen gestärkt sind wir zum Unjusajiirwon (Unjusa Tempelgelände) gefahren. Unjusa ist berühmt als der einzige südkoreanische Tempel mit eintausend steinerne Buddhastatuen und Pagoden; das war in der frühen Joseon-Zeit, heute gibt es nur noch 94 Buddhas und 21 Pagoden, aber das ist auch schon ziemlich beeindruckend – die sind in allen möglichen Größen und Ausführungen über’s ganze Gelände verstreut. Zwei spezielle Buddhas sind ein in den Fels gehauener, sowie ein liegendes Pärchen. Insgesamt ein sehr schönes Gelände, in dem jedoch letztes Jahr im April ein heftiges Feuer gewütet hat. Die Tempelanlage kam aber wohl relativ ungeschoren davon, inzwischen wurde eine umfangreiche Aufforstungsaktion gestartet.

Weiter ging es nach Gwangju , wo wir im Palace Hotel mitten im Trubel abgestiegen sind – die Zimmer sind jedoch erstaunlich ruhig, genau wie es der Lonely Planet angekündigt hat. Wie das Hotel zu seinem Namen kam, wissen wir jedoch noch nicht, am Äußeren kann es nicht liegen. Nach kurzem Zimmerbuchen sind wir gleich weitergefahren zum Bahnhof, von wo aus Daeseon nach Seoul gefahren ist. Wir sind nun also die nächsten Tage wieder ganz auf uns und das Navi gestellt (diesmal nicht vorprogrammiert), aber wir glauben fest an uns und werden es schaffen!

Zurück im Hotel wurde unser Auto auf der Hebebühne über einem anderen Auto schlafen geschickt, Heinz und ich haben uns ein wenig vom frühen Aufstehen erholt. Heinz ist dann ins Büro gegangen, während ich mir „Burn after Reading“ angeguckt habe. So eine Zeitverschwendung, oder ich habe den Sinn nicht mitbekommen… So gegen 22:00 Uhr sind wir dann noch mal raus ins Leben, zwischen all‘ die ziemlich angeschickerten KoreanerInnen, die auf ihren After-Works-Parties waren und nun versuchten, einigermaßen anständig aussehend nach Hause zu kommen. Essen gab’s auf dem Zimmer vom Pizzamann gegenüber, mit einem mehr (oder weniger) edlen französischen Rotwein. Beim Hochfahren hat der Lift unter den Bässen des Night Clubs im Level -2 gezittert, aber im Zimmer ist es wie gesagt ruhig. Wir werden also hoffentlich eine entspannte Nacht haben, um uns morgen voller Elan allein auf den Weg zu machen.

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Kuschelkrater

Heute haben wir uns einen geruhsamen Tag gegönnt. Da Heinz um 15 Uhr im Büro sein wollte, konnten wir auch gar nicht viel machen… So sind wir denn ganz in den Osten von Jejudo gefahren, zum Seongsan Ilchulbong. Dies ist ein Krater direkt an Meer, allerdings ohne See, da das Gestein zu porös ist. Zusammen mit zahlreichen Koreanern sind wir auf den 182 m hohen Kraterrand gestiegen, ununterbrochen begleitet von Kuschelrock-Musik aus Lautsprechern am Wegesrand. Jejudo ist (auch) bekannt als Honeymoon Island, und die Honeymooner finden das offensichtlich ganz toll, mit solcher Musik berieselt zu werden. Oder es wird von ihnen erwartet, das ganz toll zu finden. Uns hat es schwer genervt, selbst oben auf dem Kraterrand waren Celine Dion & Co. präsenter als die Naturgeräusche.

Richtig populär ist die Besteigung des Seongsan Ilchulbong vor Sonnenaufgang, so dass man selbigen vom Kraterrand aus erlebt. Ein sicher beeindruckendes Erlebnis, das wohl viele Koreaner als sehr erstrebenswert ansehen, uns hat der Tagestrip aber dann doch gereicht. Ob Celine auch morgens schon vor sich hinwimmert?

Mit nur fünf Minuten Verspätung waren wir dann wieder im Hotel, Heinz ist ins Büro, ich habe ein Nickerchen gemacht (zum Testen des Joggingpfades war ich nicht in Stimmung), unsere Reiseleiterin Daeseon hat die nächsten Tage geplant. Abendessen gab es wieder beim Chinesen von vorgestern, der Einfachheit halber auch das gleiche wie vorgestern.

Anschließend haben wir uns mit Kyunghwa und Nikos getroffen, Freunden aus Hamburg, die auch gerade auf Jejudo weilen. Die Suche nach einer netten Bar in Seogwipo gestaltete sich nicht ganz so einfach. Als wir eine passend scheinende gefunden hatten, sind wir recht schnell wieder rausgelaufen, als eine Kakerlake von der Wand in den Plastikblumenstrauß auf dem Tisch fiel. Ohne weitere Experimente sind wir dann in unsere Hotelbar gefahren…

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Wandertag

Heute war mal wieder körperliche Ertüchtigung angesagt. Auf Jejudo befindet sich die höchste Erhebung Südkoreas, der Hallasan (Halla-Berg), Krater eines erloschenen Vulkans. Er ist 1.950 m hoch, und es gibt einen Wander-/Kletterweg bis auf den Rand des Kraters (Baengnokdam), von wo aus man auch den Kratersee sehen kann. Dieser Weg ist allerdings lang und anstrengend, und da im Hallasan-Nationalpark nur Tagestouren erlaubt sind, muss man ihn bis 09:30 Uhr begonnen haben.

Das haben wir dann also gelassen und sind stattdessen auf den Witsaeoreum gestiegen. Für den Aufstieg haben wir die Route von Eorimok aus gewählt, die in ca. zweieinviertel Sunden von 970 m erstmal durch einen Wald steil bergauf, dann weiter durch ein Hochmoor bis zu einer kleinen Hütte auf 1.700 m führt, bei der man Instantnudeln, Schokoriegel, Wasser und Energydrinks kaufen kann. Was übrig bleibt, wird von den zahlreichen Raben verschlungen, die auffordernd-abwartend auf den Zaunpfählen herumhüpfen. Von dort konnte man früher weiter hoch zum Baengnokdam, da dies aber dermaßen viele Leute machten, dass Flora und Faune erheblich litten, ist der gesamte Bereich nun für mindestens zehn Jahre komplett gesperrt, um eine Regeneration zu ermöglichen.

Für den Abstieg haben wir – wie vom Lonely Planet empfohlen – die andere Route nach Yeongsil genommen, was auch eine gute Idee war. Die Landschaft war ganz anders, und außer uns, einigen Raben, und Roe Deers im Unterholz war es gespenstisch still. Dazu noch die hochziehenden Wolken: schaurig-schön. Nach gut eineinhalb Stunden in Yeongsil auf 1.280 m angekommen, haben wir uns ein Taxi zum Parkplatz von Eorimok genommen. Laufen hätte bestimmt noch einmal fünf Stunden gedauert, und das ist dann schon 15.000 Won (ca. 8,50 €) wert.

Ziemlich fertig kamen wir im Hotel an, wo Daeseon sich gleich ins Bett verzogen hat. Heinz und ich werden noch einen kleinen Snack zu uns nehmen, und dann wohl auch recht früh schlafen gehen. Urlaub kann ganz schön anstrengend sein.

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Von Wasserfällen und Lavahöhlen

Heute keine Bonuspunkte bei Paris Baguette, dafür ein ordentliches Büffet mit schönem Seeblick. Gestärkt haben wir uns aufgemacht zum Jeongbank Pokpo (pokpo = Wasserfall), der sich in der Nähe des Hotels befindet. Auf dem Weg dorthin kam wir an einem anderen, kleinen Wasserfall vorbei, wo uns ein freundlich-aufdringlicher Tourismusamtsangestellter unbedingt die Regenbogen zeigen musste. Einem angenehmen Weg folgend, kam wir zum Jeongbank Pokpo, der 23 m hoch und (je nach Regenmenge) bis zu 8 m breit ist. Er soll der einzige Wasserfall Asiens sein, der direkt ins Meer fällt. Nicht die Niagarafälle, aber ganz nett.

Zurück am Hotel haben wir uns Jacken geholt, da wir zur Manjanggul Lavahöhle wollten, und unser Lonely Planet warnte vor tropfender Decke und Temperaturen um 10°C. Manjanggul ist Teil des längsten Lavahöhlen-Systems der Welt, 7,416 km lang, bis zu 23 m breit und 30 m hoch. Zur Begehung freigegeben ist davon 1 km, was aber aufgrund des unebenen Bodens und der vielen Ohs und Ahs etwa eine Stunde dauert. Höhepunkt am Ende des Kilometers ist ein über 7 m hoher Lavapfeiler, entstanden durch ein Loch im Boden der oberen Lavahöhle, wodurch die Lava in die darunter liegende Höhle floss. Die Lavahöhlen selbst entstanden durch einen Strom Lava, der sich aufgrund der Hitze tief in den Boden fraß; die Außenhaut kühlte irgendwann ab und erstarrte, während drinnen die Lava weiterlief und irgendwann einen Hohlraum hinterließ. Wir haben eine solche Höhle bereits beim Besuch des Ätnas gesehen, die war aber wesentlich kürzer, niedriger und schmaler als Manjanggul. Dafür war dort aber auch wesentlich weniger los, der Parkplatz in Manjanggul lässt ahnen, dass die Höhle trotz ihrer Größe auch mal von ganzen Busladungen ausgefüllt sein kann. Heute ging es noch einigermaßen. Die auf der Tafel am Eingang angekündigten endemischen „Jeju Höhlenspinnen“ (Nesticella quelpartensis) hatten sich aber wohl doch sicherheitshalber verzogen, wir haben jedenfalls keine gesehen.

Auf dem Rückweg haben wir in einem kleinen Supermarkt noch unsere Wasser- und Biervorräte aufgefüllt. Im Hotel haben wir uns dann endlich den ersten Cappuccino des Tages gegönnt. Während Heinz sich ins Büro gesetzt hat, habe ich das Fitnessstudio des Hotels inspiziert. Hier muss man auch wieder extra Eintritt zahlen, was den bröckelnden Gesamteindruck des KAL Hotels weiter schmälert. Die Ausstattung ist zudem sehr mager, so dass ich nach langer Zeit mal wieder 45 min auf dem Laufband war. Das nächste Mal werde ich dann aber den Joggingpfad im Hotelgelände benutzen.

Zum Abendessen waren wir in einem chinesischen Restaurant in Seogwipo, das Daeseon uns empfohlen hatte. Die Empfehlung war sehr gut, das Essen lecker und superbillig – ein großer Topf Nudeln mit Rindfleisch und Gemüse kostete 6.000 Won, knapp 3,50 €. Unser Auto hat dann auch noch Futter bekommen, und wir sind noch zum E-Mart – irgendwas braucht man ja immer, und wenn nicht, findet man trotzdem was. Zum Abschluss haben wir uns eine dort gekaufte Flasche Wein am Hotelpool gegönnt – was soll man machen, wenn die Bar schon um 23 Uhr schließt…

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Überfahrt nach Jejudo

Wando begrüßte uns mit grauem, wolkenverhangenem Himmel – und das quasi mitten in der Nacht, als die ganzen Fischerboote losrumpelten; die Motoren klangen und qualmten, als wären sie zeitgleich mit den ganzen Tempeln gebaut worden. Da wir aber der Fähre wegen sowieso nicht allzu spät aufstehen konnten, war es nicht ganz so schlimm. Frühstück auf dem Weg zum Fährterminal bei PB (Bonuskarte füllen!); beim Terminal erst ein Ticket für’s Auto kaufen, das Auto auf dem Schiff unterbringen, dann zurück zu einem anderen Gebäude und die Personentickets kaufen. Nun ja, man könnte es auch einfacher haben. Aber das scheint „dem Koreaner“ nicht zu liegen, Hotelbuchungen sind ähnlich umständlich. Expedia & Co. bieten nur die Hotels der großen Ketten an; die koreanische Variante ist lediglich ein Verzeichnis von Hotels. Dort kann man sich Bilder anschauen, die Verfügbarkeit prüfen – aber nur eine Reservierung beantragen, nicht buchen. Diese Reservierung wird dann innerhalb der nächsten 24 h vom Hotel bestätigt (oder auch nicht), dann muss man den Betrag überweisen – ausländische Kreditkarten werden nicht akzeptiert. Da gibt es noch einiges zu tun für die Tourismusmanager…

Die 3,5 h Fährfahrt habe ich mit der Erstellung des vorigen Blog-Eintrages sowie der Lektüre des Restes von „Flammenbrut“ von Simon Beckett verbracht. Das Buch ist gegenüber den Büchern, mit denen Beckett erfolgreich wurde (Leichenblässe, Kalte Asche), deutlich flacher. Der Kauf lohnt sich m.E. nicht. Aber irgendwie kann ich Bücher schlecht weglegen, auch wenn sie nicht wirklich gut sind (das letzte Buch, was ich wirklich nicht zu Ende lesen konnte, war „Der Turm“ von Uwe Tellkamp); immerhin ging so die Zeit vorbei.

In Jejusi auf Jejudo (die Silbe si bedeutet Stadt, do bedeutet Insel) angekommen, stellten wir fest, dass wir auch ohne Navigationsgerät zurechtkommen. Das Ding kannte doch tatsächlich nicht unser KAL Hotel, obwohl es eines der bekanntesten der Insel ist. Immerhin war der Straßenplan verfügbar, so dass wir es damit und mit Hilfe der GPS-Positionsanzeige auch so gefunden haben. Man kann ganz schön abhängig werden von so einem Teil. Wir haben erst einmal die Matratzenqulität getestet, später im Hotel-Restaurant das Büffet geplündert, einen Spaziergang durch die Anlage gemacht und uns in der Hotelbar eine Flasche Chianti Classico gegönnt. Da die Bar schon um 23 Uhr schließt, sind wir auf’s Zimmer, wo ich nun diesen Eintrag fertigstelle und wir dann schnell schlafen müssen. Schließlich gibt es nur bis 10 Uhr Frühstück, auch wenn Sonntag ist…