Tja, wieder einen Tag im Verzug, hier nun der Bericht zum 11.09.
Wir haben die Nacht in „unserem Puff“, wie Heinz das H/Motel zwischenzeitlich getauft hat, überlebt. Eine Baustelle vor dem Haus hat dafür gesorgt, dass wir nicht zu spät aufstehen – wie daheim… Frühstück gab es, inzwischen fast traditionell, bei Paris Baguette, wo wir uns nun auch endlich eine Kundenkarte zugelegt haben. Bei unserem Verzehr sollten wir den einen oder anderen Bonus-Gratis-Happen problemlos schaffen…
Nach erfolgter Nahrungsaufnahme sind wir zum Hwaeomsa-Tempel im Jirisam Nationalpark gefahren. Der Jirisan ist mit 1.915 m der zweithöchste Berg Südkoreas, der höchste ist Jesudo, wo wir morgen hinfahren werden. Beim Tempel hat Daeseon uns eine englischsprachige Führerin aufgetan, die uns durch die Anlage geführt hat. Hwaeomsa liegt idyllisch im Wald, und sieht irgendwie natürlicher aus als die anderen Tempel, die wir bisher besichtigt haben. Das liegt sicher auch daran, dass die Gebäude nur sehr wenig bemalt sind, was nach Aussage unserer Führerin daran liegt, dass die Farbe genauso viel kosten würde, wie der Neubau der Häuser, da die strengen Denkmalschutz-Auflagen eine Renovierung sehr anspruchsvoll machen.
Der Tempel wurde 544 vom Priester Yongi gegründet und mehrmals zerstört, der letzte Wiederaufbau erfolgte 1636. Berühmt in Hwaeomsa sind Gakgwangjeon, eine von außen zweistöckig aussehende hohe Halle mit dicken Pfeilern und großflächigen Gemälden; davor Koreas älteste und größte Steinlaterne; 108 Stufen empor ein kleiner Schrein bestehend aus einer von vier Löwen gestützten dreistöckigen Pagode, unter der die Mutter von Yongi sitzt, ihr Sohn selbst bietet ihr von gegenüber einen Tee an.
Anschließend ging es zum sportlichen Teil des Tages, der Besteigung des Nogodan (1.507 m) . Geplant war das ja alles wieder ganz anders: Wir wollten zum Pass, von dem man einen schönen Ausblick über den Nationalpark mit seinen über tausend Meter hohen Bergen hat. Schade nur, dass nach den vielen Kurven der Parkplatz dicht in Wolken gehüllt war. Was blieb uns also übrig, als den – großteils recht bequemen – Aufstieg zum Gipfel anzugehen, auf halbem Weg gab es nämlich einen weiteren Aussichtspunkt. Als wir dort ankamen, war das Wetter schon deutlich besser, jedenfalls auf der Höhe, wo wir waren. Tja, und da es nicht mehr weit war, sind wir eben noch weiter gestiefelt nach oben. Zugegeben, nicht ganz nach oben, die letzten 100 Höhenmeter haben wir uns geschenkt. Dafür waren die 300 Höhenmeter davor wieder tierisch anstrengend, sie haben sich nämlich auf nur ca. 600 Längenmeter verteilt…
Auf dem Rückweg zum Parkplatz waren wir erstaunt, wie steil der gesamte Weg dann doch war – auf dem Hinweg kam uns nur das letzte Stück sehr anstrengend vor. Wir sind wohl inzwischen ausreichend in Übung. Am Parkplatz angekommen, waren die Wolken noch heftiger als bei unserem Abmarsch, es war richtig dunkel. So haben wir uns denn auf den Weg nach Wando gemacht, von wo uns morgen die Fähre nach Jejudo bringen wird. In Wando sind wir wieder in einem Motel (Heinz: „unser neuer Puff“) untergekommen, diesmal mit echtem Namen. Es ist allerdings nicht zu erkennen, warum es „Greece“ heißt – unsere Vermutung ist, weil in der Umgebung so viele Inseln sind, dass es an die Ägäis erinnert…
Zum Abendessen gab es wieder Unmengen Fleisch für mich, da es Gerichte ohne Fleisch in dem Laden, wo wir waren nicht gab, und so musste ich Daeseons und Heinz‘ Portion mitessen. Da war zur Verdauung mal ein Soju angesagt, und den gibt es auch nicht glasweise, sondern immer in Halbliter-Flaschen. Also waren es dann drei Gläser. Das wird nicht mein Lieblingsgetränk, aber man kann es durchaus trinken. Und schläft dann auch besser.