Nachdem wir gestern im Hotel ankamen, haben wir die aufsteigende Müdigkeit ignoriert und sind gleich zu einem ersten Stadtbummel aufgebrochen. Es war ja schließlich auch erst 15 Uhr Ortszeit… Vom Hotel ging’s zuerst die Hullyeowonno ‚runter, eine große Straße, die am Jungbu Market entlangführt, wo es unzählige Fachgeschäfte unterschiedlichster Richtungen gibt. Auf wenigen Quadratmetern bieten auf Klebeband, Styroporkugeln oder Fußmatten (ja, Fußmatten!) spezialisierte Händler ihre Waren feil. Heinz hat bereits einen Tagesausflug in dieses Kruschel-Paradies eingeplant, das „1000 Töpfe„, seinen bisherigen Favoriten, um Längen schlägt.
Anschließend sind wir ein Stück am Cheonggyecheon entlang gelaufen, einem Bach, der in den 1960er Jahren mit Betonplatten abgedeckt wurde, auf welchen man dann eine Autobahn baute – nicht zuletzt, um die damals ausufernden Slums von der Stadt abzugrenzen. Durch diese Slums war der Bach auch zur Kloake verkommen. 2003 wurde die Trasse vom damaligen Gouverneur von Seoul, Lee Myung-bak (heute Südkoreas Präsident) abgerissen, der Bach wieder freigelegt und die Ufer mit Wegen wieder hergerichtet. Da der Bach zwischenzeitlich ausgetrocknet war, werden nun täglich ca. 120.000 Tonnen Wasser aus dem Hangang in den Bach gepumpt. Ökonokisch und ökologisch nicht unbedingt sinnvoll, aber die Seouler genießen dieses kleine Erholungsgebiet.
Durch enge Gassen voller kauf- und verkaufswütiger Menschen sind wir zum Tapgol-Park marschiert geschlendert. Dort steht, durch einen Glasbau geschützt, eine 12 m hohe Steinpagode (Tapgol = Pagode) aus dem Jahr 1467. Diese Pagode ist das einzige Überbleibsel des 1515 zerstörten Wongaksa-Tempels. Hier nahm die Unabhängigkeitsbewegung vom März 1919 (Samilundong) ihren Anfang, die von der damaligen Besatzungsmacht Japan brutal niedergeschlagen wurde, von Historikern aber als der Beginn des modernen Korea gesehen wird.
Nun einen Abstecher zum Jogyesa-Tempel, dem 1938 im Stil der späten Joseon-Dynastie erbauten größten buddhistischen Tempel in Seoul, Zentrum der Jogye-Sekte, der größten in Korea.
Weiter zum Jogno Tower im Finanzdistrikt, von dem man einen schönen Blick über Seoul hat. Im obersten Stockwerk befinden sich, wie sollte es anders sein, eine Bar und ein Restaurant. Da wir aber keine Lust auf überteuerte Nahrungsaufnahme hatten, haben wir es bei ein paar Fotos belassen und sind zum Essen in ein – leider wenig begeisterndes – Restaurant in einer Nebenstraße gegangen. Danach noch einen „kurzen“ Verdauungsspaziergang zur überüber(über?)nächsten U-Bahn-Station, und mit der U-Bahn zum Hotel. Heinz hat sich dann noch seiner Arbeit gewidmet, während ich mich mit der Matratze vertraut gemacht habe. Nach ca. 27 Wachstunden darf man das.
2 Antworten auf „Seoul for Beginners“
Ich finde es beeindruckend wie suaber es dort zu sein scheint.
In der Tat ist Seoul auffallend sauber – und das, obwohl es fast keine Mülleimer auf den Straßen und in den U-Bahn-Stationen gibt. Was habe ich heute meinen Kaffeebecher durch die Gegend geschleppt, bis ich ihn wegwerfen konnte… Ich muss mal nachfragen, ob es hier auch solch drakonische Strafen wie in Singapur gibt.